Erstellt von Hannes Höfer | |   Laufen

Laufener Grüne: „Der Ton wird rauer.“

Führungsriege ohne Gegenstimmen wiedergewählt – Kritik an Unfairness bei Plakatierung

 

„Der Ton im Umgang wird rauer.“ Mit dieser Einschätzung ist Matthias Lutz nicht allein, denn gerade den Grünen weht der politische Wind derzeit kräftig entgegen. Dennoch sieht der Co-Sprecher im Laufener Ortsverband eine „solide grüne Basis“. 15,1 Prozent hatte man in Laufen bei der letzten Landtagswahl erreicht und damit zumindest lokal die AfD hinter sich gelassen. Die habe sich neben der örtlichen CSU zumindest bei der Plakatierung unfair verhalten, wie Lutz anmerkte. Er wurde wie alle weiteren Funktionäre bei der Hauptversammlung im Gasthaus Greimel wiedergewählt.

„In Hart war es hart“, blickte Lutz auf die vieldiskutierte Wahlkampfveranstaltung im Harter Bierzelt, wo die Redner, allen voran Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, niedergebrüllt und niedergepfiffen wurden. Besonders skandalös aus Lutz‘ Sicht: Ein Stand vor dem Zelt bot tatsächlich Steine an, um die gegen grüne Vertreter zu werfen. In Laufen hätten zwei Parteien gegen die Plakatier-Verordnung verstoßen. Anstatt der jeder Gruppierung zustehenden zwei Plakate an die Wände zu kleben habe die AfD gleich fünf identische nebeneinander angebracht. Stadtrat Franz Eder hatte auch die CSU mit vier Plakaten ertappt. Sein Leserbrief zu „Recht und Gesetz“ sei leider nicht abgedruckt worden, „dabei fällt gerade bei der CSU sehr häufig der Begriff Recht.“ Das habe ihn „gewaltig gestört“, selbst nach Information an die Stadt habe „niemand reagiert“.

Eder war an diesem Abend einziger permanenter Vertreter der vier Grünen-Stadträte, einer musste früh weg, zwei kamen erst später hinzu, „Zur Zeit haben wir extrem viele Termine“, betonte Eder, so auch an diesem Abend. Der altgediente Stadtrat dankte der „guten Basis“ und der aktiven Vorstandschaft in Laufen. Die bekam auch Lob vom Kreisverband, namentlich von Winfried Köpnick: „Der Ortsverband hebt sich wohltuend von anderen ab, was uns das Leben im Kreis leichter macht.“ Selbst die Kasse sei „positiv“, wo hingegen der Kreisverband an anderer Stelle schon mal „Feuerwehr spielen“ müsse.

Um diese Kasse kümmert sich Heike Haberl-Jani. Die hatte Ende 2022 2150 Euro in ihren Unterlagen, zum Ende dieses Jahres werde ein Tausender hinzukommen, dank Spenden und den Sitzungsgeldern der Grünen-Stadträte. 400 Euro hatte man zudem beim Laufener Christkindlmarkt erwirtschaftet, was Matthias Lutz in seinem kompakten Ritt durch diverse Jahresaktionen mit einschloss. Darunter das Ferienprogramm mit dem Bau von Insektenhotels, wo der Andrang die möglichen Plätze um das Fünffache überstiegen habe. Beim „Parking-Day“ hatte der Ortsverband ein „Mitfahr-Bankerl“ als flexible Ergänzung zum Stadtbus beworben.   

Wie Sisyphos fühlt sich mitunter Franz Eder, denn seine Korrespondenz mit der unteren Verkehrsbehörde im Landratsamt und der Regierung von Oberbayern endete mit wechselweise zugewiesenen Zuständigkeiten. Zuletzt habe es zu Maßnahmen an der B 20 durch Laufen und aus dem Landratsamt geheißen: „Alles zu hundert Prozent erledigt.“ Eder klang etwas resigniert: „Ich könnte jetzt wieder von vorne anfangen.“ Dabei zitierte er den Bürgermeister: „Unsere Geduld ist zu Ende.“

Nicht unerwähnt wollte der Grünen-Stadtrat den umstrittenen Gitterzaun am Strandbad lassen. „Ich habe mich quer über Bayern kundig gemacht. Einen Zaun um einen Badesteg gibt es meines Wissens nicht.“ Nur Laufen und Höglwörth habe sich dieses umstrittene „Privatgutachten“ eingekauft. Einen guten Abschluss aber soll der von Heike Haberl-Jani und Erich Althammer aktiv initiierte Wasserspielplatz im Freizeitgelände am Abtsee finden. Hier hatte der Ortsverband sogar die Vorplanung finanziert. Eines bedauerte Eder als Radreferent im Stadtrat ausdrücklich: „Der motorisierte Verkehr hat noch immer Vorrang vor anderen.“ Nach dem vor Gericht gescheiterten Radentscheid baue das bayerische Radgesetz lediglich auf Freiwilligkeit.  

Einen ganz anderen Einwand brachte der frühere Stadtrat Georg Linner vor, nachdem der Ortsverband kürzlich eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet hatte. Linner appellierte, sich nicht „amerikanischen Datenkraken“ zu unterwerfen und solche Konzerne nicht zu unterstützen, wo deren Umgang mit Daten doch sehr zweifelhaft sei. Linner ist auch überzeugt: „Ohne WhatsApp wäre die Veranstaltung in Hart nicht so abgelaufen.“ Schriftführer Andreas Unrein sicherte zu, die Mitglieder hierzu und nach akzeptierten Alternativen zu befragen. Überraschend dann das Geständnis von Linner: Privat nutze er durchaus den Dienst WhatsApp, „aber als Grüne“.  

In seinem Schlusswort würdigte Ortssprecher Matthias Lutz die vier Grünen-Stadträte, „die sich in ihrer Freizeit tief in die Themen einarbeiten“ und in den Fraktionssitzungen intensiv vorbereiteten, was Franz Eder zu dem Zwischenruf animierte: „Wir können nicht anders.“ Darauf mochte sich Lutz einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Es reicht nicht, sich in die Sitzungen reinzusetzen und nur mit dem Leittier die Hand zu heben.“

Die Vorstandschaft der Laufener Grünen wurde ohne Gegenstimmen wiedergewählt (von links): Matthias Lutz (2. Ortssprecher), Sofia Gangl (1. Ortssprecherin), Lea Jani (Beisitzerin), Heike Haberl-Jani (Schatzmeisterin) und Andreas Unrein (Schriftführer). Foto: Hannes Höfer