Erstellt von Karin Kleinert | |   Kreisverband

Leistung der Waldbesitzer besser honorieren

Tour mit Landtagskandidat Dr. Bernhard Zimmer und MdB Niklas Wagener auf dem Fuderheuberg

 

Auch die bayerischen Wälder leiden unter den raschen Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Um über die Bedeutung unserer Wälder zu diskutieren und weil das Bundeswaldgesetz derzeit überarbeitet wird, hat der Kreisverband MdB Niklas Wagener zu einer Waldführung am Fuderheuberg eingeladen. Der Abgeordnete stammt aus Unterfranken, er studierte Forstwirtschaft und ist als waldpolitischer Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion eng in die Novellierung des Gesetzes eingebunden.

 

Dr. Bernhard Zimmer, selbst Forstwissenschaftler, führte Wagener und eine kleine Gruppe Interessierter von der Pidinger Kneippanlage, die sich oberhalb von Schloss Staufeneck befindet, auf einem Forstweg hinein in das steile Gelände des Fuderheubergs, der zur Staufengruppe gehört. Der Pidinger Gemeinderat, der sich für ein Mandat im bayerischen Landtag bewirbt, sagte, dass ihm ein enger Kontakt und eine gute fachliche Abstimmung mit Berlin sehr wichtig seien. Bayern sei ein Waldland und seine rund 700 000 Waldbesitzer bräuchten bestmögliche Unterstützung.

 

Der Fuderheuberg sei als Schutzwald oberhalb der vielbefahrenen Bundesstraße (B 20) sehr wichtig, erklärte Zimmer die Situation vor Ort. Vor Jahren wurde er durch Windwurf schwer geschädigt. Mit sehr viel Aufwand werde der Wald nun saniert, damit Straße und Wohnbebauung in Piding vor Steinschlag und Lawinen geschützt sind. Das Ziel müsse sein, dort in zehn Jahren wieder einen stabilen Schutzwald zu haben. Weil die Bäume in solchen Wäldern auf Grund der Hanglage nur eingeschränkt genutzt werden könnten, hätten die Privatbesitzer einen hohen Aufwand bei sehr wenig Ertrag.

 

Niklas Wagener verwies in diesem Zusammenhang auf das neue bundesweite Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“, mit dem private und kommunale Waldbesitzer einschließlich privater Forstbetriebsgesellschaften unterstützt würden, wenn sie gewisse Kriterien erfüllen. Mit diesem Programm, das bis 2026 läuft und pro Jahr 200 Mio € an Fördergeldern vergibt, sollen klimastabile Wälder aufgebaut werden. Der Wald sei nämlich nicht nur Lebensraum für viele Tierarten und Pflanzen, er habe auch eine hohe Klimaschutzwirkung. Die Fördergelder würden aus dem Klima- und Transformationsfonds stammen und seien seit diesem Jahr beihilferechtlich freigestellt, was eine erhebliche Erleichterung für die Waldbesitzer sei, wie der Abgeordnete erklärte.

 

Zimmer verwies auf das bayerische Vertragsnaturschutzprogramm (VNP), das die Grünen reformieren wollen. Wichtige Aspekte sind dabei sogenanntes Totholz, also Holz, das im Wald verbleibt, und alte Biotopbäume, die vielen Tieren Lebensraum bieten. Waldbesitzer, die nicht nur naturnah bewirtschaften, sondern auch solche Artenschutz-Leistungen für die Allgemeinheit erbringen, sollen mit öffentlichen Geldern gefördert werden, findet der Pidinger. 

 

Weil auf dem Forstweg und daneben einige abgestorbene Eschen lagen, wurde auch das wichtige Thema „Verkehrssicherungspflicht entlang von Wegen“ angesprochen. Zimmer sagte, dass der Wald von den Menschen gerne und viel für die Erholung und Freizeitgestaltung genutzt werde. Das freie Betretungsrecht sei hier in Bayern ein hohes Gut, stelle aber den Privatwaldbesitzer schon mal vor Probleme wie man an den absterbenden Eschen sehe, die ihren Halt verlören und bei Wind und Wetter umgefallen sind. Er appellierte an die Eigenverantwortung der Besucher, die oft auch bei Sturm in den Wald gehen würden.

 

Im Gelände wurden etliche Flächen gesichtet, wo sich der Wald von selbst verjüngt. Bei dieser sogenannten Naturverjüngung gehen Samen der bereits vorhandenen Bäume auf. Zimmer sagte, dass in der Regel Sämlinge aller heimischen Baumarten wie Weißtanne, Buche, Ahorn, Esche, Ulme und Eberesche vorhanden sind. Diese würden jedoch gerne vom Wild verbissen, also gefressen. Weil die Fichten dem Schalenwild am wenigsten schmecken, würden diese Bäume leicht hochkommen. Um den gewünschten Mischwald zu bekommen, dürften die Wildbestände nicht zu groß werden und der Verbiss nicht toleriert werden, da man sonst einen Wald mit überwiegend Fichten hat. Wagener ergänzte, dass man die Intensität der Bejagung immer an der Verjüngungssituation und dem Verbiss ausrichten müsse, weswegen sogenannte Vegetationsgutachten wichtig seien, die von den zuständigen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erstellt werden.

 

Zimmer betonte, er mache sich große Sorgen, weil auch in unserem Landkreis die Verjüngung der Wälder und damit der Umbau der Wälder von an Fichten reichen zu artenreichen Mischwäldern Jahrzehnte brauchen werde. Die vielen kleinen Waldbesitzer würden wertvolle Leistungen wie Wasser-, Boden- und Lawinenschutz für die Gesellschaft erbringen, was künftig noch besser honoriert werden müsse.

 

Auf dem Rückweg wurde noch bei einigen mächtige Eiben und Buchen Halt gemacht und über deren Schutzfunktion diskutiert. Nach der anderthalbstündigen Führung bot das Kneippen in der Anlage unweit des Schlossweihers den Teilnehmern eine willkommene Abkühlung.

 

So schützt der Wald: Diese Buche hat einen großen Gesteinsbrocken aufgehalten, von links: Dr. Bernhard Zimmer, Direktkandidat für den Landtag im Stimmkreis Berchtesgadener Land, Niklas Wagener MdB und Ulrike Schweiger, Direktkandidatin für den Bezirkstag.
Blick vom Fuderheuberg in Richtung Piding: Der Schutzwald ist für die vielbefahrene B 20 und die Wohnbebauung sehr wichtig, v. l. Niklas Wagener MdB, Ulrike Schweiger, Direktkandidatin für den Bezirkstag und Dr. Bernhard Zimmer, Direktkandidat für den Landtag im Stimmkreis Berchtesgadener Land.